40 Jahre BDK: Der Schulkonsens ist möglich!

02.04.2011

Die Bundesdirektorenkonferenz Gymnasien (BDK) tagte aus Anlass ihres 40-jährigen Bestehens vom 30. März bis 2. April 2011 in Berlin.

Die „Berliner Erklärung“ der BDK war Thema beim Empfang durch den Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages, Dr. h. c. Wolfgang Thierse MdB. Er attestierte der BDK eine herausragende bildungspolitische Bedeutung. Thierse: „Suchen Sie sich für die in Ihrer „Berliner Erklärung“ formulierten Ziele Verbündete. Setzen Sie sich – wie ich – dafür ein, dass das Kooperationsverbot fällt.“

Im Rahmen eines Festaktes am 31. März 2011 im Leonardo Royal Hotel Berlin würdigte die BDK die Bedeutung des Gymnasiums in Deutschland. Der BDK-Vorsitzende, Dr. Rainer Stein-Bastuck, konnte zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, Gewerkschaften, Stiftungen, bildungspolitischen Organisationen und Medien begrüßen. Die BDK als ausführendes Organ der Bundesvereinigung der Oberstudiendirektoren vertritt aktuell mehr als 2200 Gymnasien in Deutschland. Mit Blick auf die „Berliner Erklärung“ der BDK vom 10. November 2010 forderte Stein-Bastuck in seiner Begrüßungsrede:

  • Es muss Schluss sein mit dem Schulchaos in Deutschland!
  • Wir brauchen endlich den großen Schulkompromiss!
  • Deutschland muss eine in den Grundstrukturen übereinstimmende und für alle Bürgerinnen und Bürger verständliche Schulstruktur bekommen!
  • Eine wesentliche Säule einer solchen bundeseinheitlichen Struktur ist das achtjährige Gymnasium ab Klassenstufe 5.
  • Daneben ist als weitere Säule dieser Struktur in allen Bundesländern nach der Grundschule ein gleichwertiger, einheitlicher Bildungsweg zu schaffen, der differenzierte Schulabschlüsse bis hin zum Hochschulzugang nach neun Jahren ermöglicht.
  • Die BDK schlägt für diese zweite Säule neben dem Gymnasium den Namen Oberschule vor.

Der Vorsitzende der BDK: „Die Schullandschaft in Deutschland transparenter und einheitlicher zu gestalten und die Qualität und Vergleichbarkeit der Abschlüsse sicherzustellen, ist im Hinblick auf die demografische Entwicklung, die Bildungsgerechtigkeit und die Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland unabdingbar. Die Frage, wie die Struktur der Oberschule aussehen soll, wird einer der Kernpunkte in der politischen Diskussion sein. Mehrjährige, auf unterschiedliche Abschlüsse bezogene Differenzierung zumindest in den Kernfächern sowie berufliche Orientierung sind von großer Bedeutung für den Erfolg der Oberschule. Dringend erforderlich ist auch die Vereinbarung eines Wissenskanons in ganz Deutschland. Kompetenzen ohne Wissen gibt es nicht.“

Claudia Zinke, Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin, sowie Dr. Klaus Kinkel, Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung, sprachen Grußworte.

Der Bundesminister a. D.  betonte die herausragende Stellung der BDK und stellte sich uneingeschränkt hinter deren „Berliner Erklärung“. Auch Kinkel forderte: "Das Kooperationsverbot ist eine Bildungsbarriere und muss fallen, weil es verhindert, dass es zu den wirklich dringenden Bildungspartnerschaften von Bund, Ländern und Kommunen kommt. Es kann doch nicht richtig sein, dass der Bund dort nicht mitzahlen darf, wo es in unserem Bildungssystem zwickt.“

Im Mittelpunkt des Festaktes stand die bildungspolitische Grundsatzrede des sächsischen Staatsministers für Kultus und Sport. Prof. Dr. Roland Wöller: „Dreh- und Angelpunkt einer guten Bildung sind die Lehrer. Daher müssen wir ihr Ansehen verbessern und in die Gewinnung junger Lehrer investieren. Gemeinsam mit dem Bund schlage ich eine ‚Exzellenzinitiative Lehrerbildung‘ vor. Der Bildungsföderalismus ist kein Selbstzweck, sondern dient dem Wettbewerb um Qualität und die beste Lösung in der Bildungspolitik. Wir brauchen mehr Gemeinsamkeit und Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern. Daher schlägt Sachsen ein ‚ländergemeinsames Abitur‘ vor.

Die demografische Entwicklung und der Schülerrückgang werden die Bildungslandschaft nachhaltiger verändern wie kaum etwas. Statt ideologischen Reformexperimenten wie Gesamt- und Gemeinschaftsschulen wird das deutsche Schulsystem in Zukunft neben dem  Gymnasium nur noch eine weiterführende Schulart haben.“

Wege und Schwierigkeiten hin zu einem „Zwei-Säulen-Modell“ kennzeichneten den intensiven  Gedankenaustausch mit dem Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Berlin, Prof. Dr. Jürgen Zöllner. Er begrüßte ausdrücklich, dass die BDK für eine gleichwertige, aber andersartige Säule eintritt, und bestätigte die Unverzichtbarkeit des deutschen Gymnasiums. Die BDK sieht sich gerade in den Ergebnissen ihrer Tagung aus Anlass ihres 40-jährigen Bestehens in ihren Forderungen bestätigt. Auch in Zukunft wird die BDK als „Konferenz der Praktiker“ die Bildungspolitik in Deutschland kritisch, verantwortungsbewusst und konstruktiv begleiten.

Vorstandswahlen

Turnusgemäß fand auch die Neuwahl des Vorstands der BDK statt. Der bisherige Vorsitzende, Dr. Rainer Stein-Bastuck (Saarland) wurde einstimmig in seinem Amt bestätigt. Stellvertretende Vorsitzende sind: Elke Richter (Sachsen), Hugo Oettinger (Baden-Württemberg), Ralf Treptow (Berlin). Schatzmeister ist weiterhin Konrad Großmann (Nordrhein-Westfalen).
 
Berlin, 2. April 2011
Dr. Rainer Stein-Bastuck
Bundesvorsitzender



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